Deutschland ist der weltweit führende Veranstalter von Messen und Ausstellungen, aber auch zunehmend ein Aktivposten für seine Exporte.
Die Hannover Messe, die morgen ihre Tore öffnet, ist die größte Industriemesse der Welt. Als Zeichen ihrer Macht empfängt sie in diesem Jahr den chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao und Bundeskanzlerin Angela Merkel – eine ideale Gelegenheit für deutsche Unternehmen, ein paar Aufträge anzuschieben.
Jährlich 140 und 160 internationale Messen
In Deutschland finden jährlich zwischen 140 und 160 internationale Messen mit rund 160.000 Ausstellern und zwischen 9 und 10 Millionen Besuchern statt. Davon kommen rund 2,5 Millionen aus dem Ausland.
Die Nürnberger Messe ist die Nummer eins für Spielwaren, die Drupa in Düsseldorf ist alle vier Jahre die Weltleitmesse für Druckmaschinen, die Anuga in Köln ist die größte Lebensmittelmesse der Welt.
Die Messewirtschaft beschäftigt in Deutschland rund 230.000 Menschen, entweder direkt bei den veranstaltenden Unternehmen oder bei den ausstellenden Unternehmen, für die die Präsenz auf Messen in aller Welt ein wesentlicher Bestandteil ihrer Marketingpolitik ist.
Bei Werkzeugmaschinen zum Beispiel, einer deutschen Spezialität, werden durchschnittlich 40 Prozent des Marketingbudgets der Hersteller für Messen und Ausstellungen ausgegeben, erklärt Alexander Koldau vom Branchenverband VDMA. Auch wenn Verträge selten auf Messeständen abgeschlossen werden, sind sie in dieser Branche ein Muss. „Es macht nichts, wenn man ein Jahr auslässt, aber es ist undenkbar, ganz darauf zu verzichten“, sagt er.
Von Angola bis Turkmenistan
Die deutsche Landschaft dieser Veranstaltungen ist relativ statisch. Seit 25 Jahren exportieren ihre Organisatoren jedoch fleißig ihr Know-how ins Ausland. Rund 270 Veranstaltungen werden pro Jahr von Deutschen im Ausland organisiert. Im Vergleich dazu werden die Italiener, die wegen der Bedeutung des Mittelstandes in der Struktur ihrer Wirtschaft ebenfalls sehr messefreudig sind, in diesem Jahr rund 25 Veranstaltungen exportieren, also mehr als zehnmal weniger.
China
Allein in China finden 2012 nicht weniger als 80 „deutsche“ Messen statt, darunter viele hochspezialisierte Industriemessen wie die Messen für Lederwaren, Lüftung und Tiefkühlung, Sicherheitssysteme und Schlösser. Sogar Angola, Turkmenistan und Algerien werden in diesem Jahr „ihre“ deutsche Messe haben.
Nicht jeder kann nach Deutschland kommen“, sagt Peter Neven, Präsident von Auma, dem Dachverband, der die Organisation all dieser Veranstaltungen überwacht, „also gehen deutsche Unternehmen auf ihre Kunden zu“.
Deutsche Messeveranstalter
Deutsche Messeveranstalter bringen die deutschen Aussteller, mit denen sie seit Jahren zusammenarbeiten, mit und ermöglichen ihnen so den direkten Zugang zu den Exportmärkten.
Und „je mehr sie im Ausland ausstellen, desto höher ist der Anteil der Exporte an ihrem Umsatz“, sagt Peter Neven.
Der Staat bezuschusst die Teilnahme deutscher Mittelständler an Messen im Ausland mit einem Budget von 42 Millionen Euro pro Jahr. Diese Beihilfe deckt im Durchschnitt zwischen 20 % und einem Drittel der Teilnahmekosten der Unternehmen.
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