München übernimmt die Motor Show

Um die IAA, die seit 70 Jahren in Frankfurt beheimatet ist, besser neu zu erfinden, wurde München mit einem völlig neuen Konzept gewählt.

Das Urteil fällt im September 2021

Messen Beauty Schönheit

Heimat von BMW, unweit von Ingolstadt (Audi) und kaum mehr als Stuttgart (Daimler und Porsche) mit internationalem Flughafen und geschmückt mit den hedonistischen Tugenden Bayerns, wird in München das Bier reichlich fließen. Umso mehr freut man sich über die Nominierung der Stadt als Gastgeber der nächsten IAA. Diese 71. Ausgabe markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der deutschen Automobilindustrie, da die Stadt nach fast 70 Jahren Frankfurt die Vorherrschaft des Nordens ablöst.

„München soll zum Schauplatz einer IAA mit einem grundlegend neuen Konzept werde“

Erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA) in einer Stellungnahme. Ein Vertrag soll „innerhalb der nächsten Wochen“ mit der Stadt unterzeichnet werden, so die Autolobby weiter.

Neben der bayerischen Hauptstadt waren noch Berlin und Hamburg im Rennen um die Ausrichtung dieses Treffens des Königs der deutschen Industrie, das aber an Attraktivität verloren hat. Die gigantische Größe der Messe, mit Hallen, die für Gruppen reserviert sind und nicht mehr die direkte Konfrontation der Modelle zwischen den Marken zulassen, war ein erster Fallstrick. Der Glanz des Volkswagen-Konzerns wurde durch das Dieselgate stark in Mitleidenschaft gezogen, was sich auch auf alle anderen Hersteller und zwangsläufig auf das Image der deutschen Autoshow auswirkte.

Deutschlands Finanzmetropole am Mainufer war „fast 70 Jahre lang die Stadt der IAA“. Die Ausgabe 2019 war jedoch durch die Abwesenheit vieler internationaler Hersteller gekennzeichnet – ein deutlicher Rückgang der Publikumsbeteiligung. Eine große Demonstration gegen die Ausstellung und eine von Umweltaktivisten organisierte Blockade knackten ebenfalls das Image. Frankfurt schied schließlich Ende Januar zusammen mit Hannover, Köln und Stuttgart aus dem Rennen aus.

Körperliche oder virtuelle Realität

Nicht nur die IAA hat ihren Status als Pflichttermin für die Branchenelite verloren: Immer mehr Hersteller kehren den Veranstaltungen in Paris, Genf oder Detroit den Rücken und präsentieren sich in ihren Büros fast kostenlos im Internet oder gelegentlich auf Technologiemessen, um die neuesten Trends bei neuer Software, Robotern oder Smartphones zu zeigen. Ein dauerhafter oder temporärer Virus? Keiner weiß das, aber jeder, der schon einmal auf einer Messe war, weiß, dass die physische Seite die virtuelle Realität weitgehend verdrängt.

Das Problem ist, dass ein Messestand teuer ist. Internationale Messen haben sich vervielfacht, insbesondere mit dem Eintritt Chinas in die internationale Szene. Da Budgets nicht erweiterbar sind, war es notwendig, die Messen auszuwählen, die für das Leben einer Marke wesentlich bleiben. Aber selbst eine Messe wie Genf, die demnächst eröffnet werden sollte, hatte etwa fünfzehn Enthaltungen, bevor sie wegen des Coronavirus abgesagt wurde.

Diese Kosten sind in einer Zeit, in der die Hersteller einen Investitionsbedarf in noch nie dagewesenem Ausmaß haben, um das elektrische, vernetzte und autonome Auto von morgen zu entwickeln, nur noch schwer zu tragen. Ein schlechter Schachzug für Genf, die Veranstaltungen, die dort stattfinden sollten, wurden schnell durch Online-Präsentationen und Telefon-Pressekonferenzen der Hersteller ersetzt.

„Die IAA wird sich von einer Plattform für das Automobil zu einer Plattform für Mobilität entwickeln“

Und den Wandel der Gastgeberstadt zu einer „Smart City“ mit „intelligenten Verkehrssystemen“ unterstützen, so der VDA in einer Pressemitteilung.

Jenseits der Hallen wird die nächste Messe „auf der Straße, in der Stadt und damit nahe bei den Menschen“ stattfinden, so der VDA, der in München „die besten Voraussetzungen für eine Wiederbelebung der IAA“ sieht.

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